abend für abend, so gegen zweiundzwanzig uhr, kommt meine hündin, die im haus ein recht autonomes, um nicht zu sagen autarkes leben führt, zu mir. sie tritt an mich heran mit dem schönsten hundeblick der sich denken lässt, und betrachtet mich, ihren besitzer, voller zuwendung und inniger liebe. meist stellt sie sich auf, bewegungslos, und fixiert mich konzentriert. ich bin stets aufs neue berührt und denke:“ was für einen süssen und liebevollen hund ich doch als gesellschafterin um mich habe.“
meist wende ich mich dann, zerstreut wie ich bin, wieder andern dingen zu, zum beispiel der lektüre. gestern, recht zufällig, den worten des heiligen vaters zur gender-theorie, darauf bezugnehmend, auf welch schamlose art und weise sich diese breitmache, gesprochen in einem flugzeug, daselbst der bischof von rom sich begreiflicherweise oft zu geistigen höhenflügen inspiriert fühlt.
dann, ebenso zufällig, einigen zeilen schopenhauers, den ich nie systematisch lese, sondern einfach irgendwo aufschlage: „… monoton ist der sinn und geist der allermeisten menschen, sehn doch viele von ihnen schon aus, als hätten sie immerfort nur einen und den selben gedanken, unfähig irgend einen anderen zu denken…“ (aphorismen zur lebensweisheit)
die diversen texte vermischen sich dann in ihrer bereits erwähnten zufälligkeit zu einem ganz neuen, oftmals skurrilen kopfgebäude, das mit der wirklichen architektur der welt natürlich nichts zu tun hat, ja haben kann.
mein hund steht immer noch da.
und es dämmert meinem naiven vergesslichen schädel:
sie will ihre biscuits!
wie immer um zweiundzwanzig uhr!
sieben stück!
erfreut über ihre fortgesetzte leise beharrlichkeit, die ich unbegreiflicher- und amüsanterweise abend für abend mit liebesbekundungen verwechsle, schreiten wir zur fütterung.