ich darf sie im namen des catharina-consorts herzlich zu unserem konzert begrüssen.
neu dabei in unserem consort sind sabine stoffer und pierre-augustin lay,
die ich beide willkommen heisse.

sie hören heute zwei werke in voller besetzung, ansonsten wird in immer wieder
neu zusammengesetzen gruppen musiziert, in denen sich ein bestimmtes instrument vorstellt.

so werden sie  am schluss vielleicht, wenn wir alle zusammen spielen, eine beinahe sinfonische erfahrung haben, und das mit nur 6 musizierenden auf der bühne.

lassen sie mich über die langsamen sätze dieses abends reden.

im bereich der musik ist es meist der langsame Satz, der mich am tiefsten und nachhaltigsten bewegt. der an eigenes rührt, das in langer und wohl auch langsamer arbeit freigelegt wird.
so sagte es erika burkart, die einen gedichtband mit dem titel „langsamer satz“  veröffentlich hat.

bach, der meister des langsamen satzes, schafft in der langsamkeit weite räume, atemräume, seelisches beben in der ausgezierten rhythmik,
in der wir ankommen und uns ausruhen können.
in der violinsonate werden sie gleich zwei seiner langsamen sätze hören.

wie ist der langsame satz in der barockzeit komponiert?

in einer häufig genutzen form spielen die bass-instrumente,
heute sind das cembalo, orgel, cello,
gleichmässige achtel, die auch „walking bass“ genannt werden
und die „das schreiten des pilgrims im irdischen jammertal“ darstellen.

darüber nun ein soloinstrument, welches das strikte, das erwartete, auch den jammer des daseins, den zeitlich genauen verlauf auflöst, raum schafft und  wohltuende weite kreiert.

sie sind eingeladen, mitzugehen in dieser verwandlung des unausweichlichen,
die weiten innenräume zu entdecken, die sich über den achteln in ihnen auftun.

wer - möchte ich beinahe fragen - braucht da noch schnelle sätze?

nun, die kontemplation will genährt sein, der aufbruch in die aktion ist eine belebende sache. darum gefallen uns natürlich beide sätze - die langsamen und die schnellen.
so balanciert uns die musik in einem stets labilen gleichgewicht.

das labile gleichgewicht, meine damen und herren, ist schon viel, wenn wir die welt betrachten. möge es sich für uns und die welt im neuen jahr immer wieder einstellen.

wir freuen uns, dass sie hier sind, und wünschen ihnen eine wohltuende stunde
mit bach, händel und telemann.

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Authorpius strassmann